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Jolanda Steiner
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Kriens ehrt seine «Märchenkönigin»

Geschichtenerzählerin Jolanda Steiner hat schon viele Auszeichnungen erhalten. Doch der Kulturpreis der Stadt Kriens ist für sie etwas Besonderes.

Artikel in der Luzerner Zeitung vom 19.7.2025 von Stefan Dähler (19.07.2025)

Jolanda Steiner im Garten des Schlosses Schauensee.
Bild: Boris Bürgisser (Kriens, 9. 7. 2025)
Jolanda Steiner im Garten des Schlosses Schauensee.
Bild: Boris Bürgisser (Kriens, 9. 7. 2025)

Ihr Talent hat sich schon sehr früh gezeigt: «Mit etwa vier, fünf Jahren habe ich angefangen, Geschichten zu erfinden und zu erzählen», erinnert sich Jolanda Steiner (64). Das Publikum bestand aus Nachbarskindern. Inspiriert wurde sie unter anderem von der damals bekannten Geschichtenerzählerin Trudi Gerster. Nun, fast sechzig Jahre später, ist Steiner selbst die wohl bekannteste Erzählerin der Schweiz – und wird von der Stadt Kriens geehrt. Sie erhält den mit 5000 Franken dotierten Kulturpreis, wie die Stadt kürzlich mitteilte.

«Das bedeutet mir sehr viel», sagt Steiner, die in Kriens aufgewachsen ist und bis heute hier wohnt. Sie hat zwar schon mehrere Preise erhalten, unter anderem ist sie vom Migros-Magazin und einer Kinderjury zur «Schweizer Märchenkönigin» gekürt worden. «Doch der Kulturpreis ist besonders speziell, weil Kriens meine Heimat ist, mit der ich mich identifiziere. Und weil damit mein Schaffen als Ganzes gewürdigt wird.» Denn Jolanda Steiner ist nicht «nur» Märchenerzählerin, sie schreibt auch selbst Geschichten und Liedertexte für Kinder, moderiert Anlässe und macht Aufführungen für Erwachsene.

«Erwachsene hören einfach zu und sind ruhig»

«Am liebsten trete ich aber schon vor Kindern auf, auch wenn es anstrengender ist», sagt Steiner. «Erwachsene hören einfach zu und sind ruhig. Bei Kindern spüre ich besser, wie ein Stück ankommt, und ich kann reagieren, wenn etwas unklar oder zu kompliziert ist.» Im Umgang mit Kindern hat die ehemalige Kindergärtnerin und Mutter einer mittlerweile erwachsenen Tochter zudem viel Übung. «Mein früherer Beruf hat mir geholfen, die Bedürfnisse der Kinder kennenzulernen. Mein Ziel ist, sie beim Erzählen auf eine Reise mitzunehmen und zusammen in diese Welt einzutauchen.»

Beim Erzählen vor Kindern gehören Musik, Geräusche, eine gestaltete Bühne, das Verstellen der Stimme und Humor dazu. «Ich improvisiere sehr gerne und keine Vorstellung ist wie die andere. Das Publikum während der Aufführung ist mir wichtiger als die Textvorlage. Da ich mit professionellen Musikerinnen und Musikern arbeite, sind auch diese darauf bedacht, dass es für alle stimmig wird. Dies schätze ich sehr.»

Ihr Mann hält ihr den Rücken frei

Eigentlich wollte Jolanda Steiner Schauspielerin werden. «Ich stamme aus einfachen Verhältnissen, das Geld war stets knapp. Mein Ziel war, ein paar Jahre als Kindergärtnerin zu arbeiten und während der Zeit Geld für die Schauspielschule zu sparen.» Doch es kam anders: «Die Arbeit als Kindergärtnerin hat mir sehr gefallen. Und so rückte die Schauspielausbildung in den Hintergrund. Zudem kamen damals die Angebote, bei Radio Pilatus das ‹Guetnachtgschichtli› zu erzählen, für EMI eine Schallplatte zu produzieren und die Weihnachtsgeschichte für das Planetarium zu gestalten. Das war der Start für meinen zweiten Beruf.»

Jolanda Steiner im Garten des Schlosses Schauensee.
Bild: Boris Bürgisser (Kriens, 9. 7. 2025)
Jolanda Steiner im Garten des Schlosses Schauensee.
Bild: Boris Bürgisser (Kriens, 9. 7. 2025)

Als Autorin und Erzählerin betätigte sich Steiner zuerst nebenberuflich, bis sie 1992 nach elf Jahren als Kindergärtnerin aufhörte und sich selbstständig machte. «Ich hatte das Glück, und dafür bin ich unendlich dankbar, dass ich immer wieder Menschen begegnet bin, die mich begleitet, unterstützt und gefördert haben. Und mein Mann hat mir stets den Rücken freigehalten, sonst wäre das alles nicht möglich gewesen.»

«Habe keine Hemmungen, Märchen abzuändern»

In ihrer Karriere hat Jolanda Steiner zahlreiche selbst geschriebene oder bestehende Geschichten aufgenommen und live erzählt. Dabei gab es unter anderem grosse Projekte wie Co-Produktionen mit diversen Orchestern und namhaften Musikern – und Auftritte im KKL, in der Tonhalle, im Schauspielhaus Zürich oder beim Kölner Dom, in Hamburg und an diversen Klassik-Festivals. Auch bei Krienser Projekten wirkte sie mit, etwa bei den Hörspielen «Pilu» über den Pilatus-Drachen oder den «Sonnenzwerg» vom Sonnenberg.

Jolanda Steiner bei einem Auftritt im KKL.
Bild: Eveline Beerkircher (15. 12. 2019)
Jolanda Steiner bei einem Auftritt im KKL.
Bild: Eveline Beerkircher (15. 12. 2019)

Auftritte bereitet Steiner intensiv vor. Bei nicht selbst verfassten Geschichten mache sie sich zuerst eigene Bilder und entwickle daraus dann einen Text mit viel direkter Rede. «Ich habe keine Hemmungen, Märchen abzuändern.» Dies etwa, um Frauencharaktere zeitgemässer zu gestalten – wobei es durchaus Märchen gebe, in denen bereits in der traditionellen Version starke Frauen vorkämen. Manchmal lasse sie auch Passagen weg, die heute für Kinder schwer verständlich wären – oder füge lustige Sequenzen hinzu. «Ich will gute Unterhaltung bieten und nicht mit strenger Moral daherkommen.»

Hinzu komme die Erarbeitung der musikalischen Untermalung und des Bühnenbildes. Professionalität und Flexibilität sind ihr sehr wichtig. «Oft habe ich kurz vor dem Auftritt noch eine Idee und passe etwas an. Zudem entwickelt sich ein Stück vor dem Publikum noch weiter.»

Die Arbeit als «Seelennahrung»

Ihre Arbeit sei sehr intensiv und auch körperlich streng, sagt Steiner. «Beim Solo-Erzähltheater bin ich allein unterwegs und schleppe das ganze Material mit.» Sich zur Ruhe zu setzen sei jedoch noch kein Thema – obwohl Steiner kürzlich das Pensionsalter erreicht hat. «Die Arbeit ist Seelennahrung für mich. Solange es dem Publikum und mir Freude bereitet, ich die Erwartungen erfüllen kann, meine Familie und ich gesund bleiben, möchte ich gerne weitermachen.»

Die Übergabe des Kulturpreises findet am 23. November um 11 Uhr im Pilatussaal Kriens statt.

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